Das Mahnmal

Kleinensee - Ein Dorf in der Klemme

Die Teilung Deutschlands veränderte das Leben in den Orten entlang der innerdeutschen Grenze dramatisch. So auch in der Gemeinde Kleinensee, die in den 1960er Jahren die Bauträgerschaft für das Mahnmal Bodesruh übernahm. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war sie von drei Seiten von der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) umschlossen.

Der Alltag der Menschen in Kleinensee wandelte sich nach 1945 grundlegend. Ähnlich wie Westberlin befand sich die Gemeinde buchstäblich in der Klemme: Weil ihre Gemarkung wie ein Zipfel in die SBZ hineinreichte, war sie fast vollständig von ihrem Kreisgebiet Hersfeld abgeschnitten. Die jahrhundertealten sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zum südthüringischen Nachbarort Großensee wurden weitgehend gekappt. Freundschaftliche und familiäre Bande wurden durch scharfe Grenzkontrollen auf die Probe gestellt.

Neben der Trinkwasserversorgung – die Quelle lag auf der anderen Seite der Grenze – bereiteten vor allem die Verkehrswege große Probleme. In den ersten Nachkriegsjahren führte die einzige feste Zufahrtsstraße durch die SBZ. Erst 1949 konnte eine Verbindungsstraße von Kleinensee nach Hönebach fertiggestellt werden, die ausschließlich durch westliches Gebiet führte.

Zuvor war das Leben in dem kleinen Ort stark eingeschränkt. Landwirtschaftliche Erzeugnisse konnten nur unter erschwerten Bedingungen ausgeführt werden, Bauern ihr Land und ihre Mühlen zwischenzeitlich nicht mehr erreichen. Um zum Kalibergwerk bei Heringen zu kommen, in dem die meisten Männer ihrem täglichen Broterwerb nachgingen, mussten große Mühen unternommen werden. Die unübersichtliche Grenze wurde zu einem Knotenpunkt für Schmuggelgeschäfte und Personenschleusen zwischen der amerikanischen und der sowjetischen Besatzungszone.

Zeitzeugeninterviews